Es ist ein Job ohne richtige Jobbeschreibung: Forschungsmanager:innen navigieren tagtäglich zwischen Verwaltung, Forschung und Kommunikation. Werdegänge, Profile und Arbeitsaufgaben innerhalb des Feldes können sehr divers sein. Bereits in der Vorstellungsrunde wurde klar, dass das Thema des vierten Research³-Workshops des RRC treffend gewählt war: Lost in translation? Zur Identität von Wissenschaftsmanager:innen im Spannungsverhältnis aus Wissenschaft und Verwaltung. Die elf Teilnehmenden, die allesamt berufsbegleitend an der Universität Speyer Wissenschaftsmanagement studieren, taten sich nicht leicht darin, ihre Arbeit als Wissenschaftsmanager:innen konkret zu charakterisieren. Die Identitätsfrage stand nicht nur auf dem Programm, sondern von Anfang an im Raum.
Nach den drei vorhergegangenen Research³-Workshops, die dem Austausch mit Wissenschaftsjournalist:innen gedient hatten, standen die Wissenschaftsmanager:innen in Speyer erstmalig als Zielgruppe im Mittelpunkt. Der Fokus lag diesmal auf der innerwissenschaftlichen Kommunikation und den Bildern von Wissenschaft innerhalb der Community. Um sowohl zu versuchen, die Identitätsfrage zumindest teilweise zu beantworten, als auch die Arbeitsabläufe im Wissenschaftsmanagement zu verstehen, trafen sich die berufsbegleitend Studierenden und die RRC-Mitglieder am 14. Oktober 2023 an der Universität Speyer. Kooperationspartner waren dort diesmal passenderweise die Kolleginnen und Kollegen von der Universität für Verwaltungswissenschaften.
Im Anschluss an die Vorstellungsrunde hielt Frauke Domgörgen vom RRC und FIW Bonn einen Impulsvortrag zu den Herausforderungen im universitären Umgang mit öffentlichen Äußerungen von Hochschulrepräsentanten. Dabei ging es vor allem um den umstrittenen öffentlichen Auftritt einer prominenten Professorin und die Frage, inwieweit ihr Verhalten auf die Alma Mater zurückfalle. Denn wer ist die Universität, wenn nicht die Menschen, die sie in aufwändigen Verfahren der Bestenauslese auf ihre Professuren berufen hat? Und können diese sich medial äußern, ohne mit ihrer Institution in Verbindung gebracht zu werden? Ohne den Anspruch, finale Antworten auf diese Fragen zu finden, aber mit großer Freude an den Themen und der Herausforderung, sich als Wissenschaftsmanager:innen selbst in diesem Spannungsfeld einzuordnen, gingen die Teilnehmenden mit diesen offenen Fragen in einstündige Gruppendiskussionen.
Bevor es mit zwei Vorträgen weiterging, wurden die Diskussionen bei einer Mittagspause im lichtdurchfluteten Hof der Universität noch lange weitergeführt. Das Nachmittagsprogramm leitete RRC-Sprecher Prof. Dr. David Kaldewey mit einem Vortrag zu Identitätsarbeit und Identitätskonflikten im Wissenschaftsmanagement ein. Dem folgte ein weiterer Vortrag von Prof. Dr. Michael Hölscher von der Universität Speyer mit dem Thema Wissenschaft zwischen Institution und Organisation – Auswirkungen auf ein wissenschaftsadäquates Management. Nach dem Input, war es wieder Zeit für ausgiebige Rekapitulation des Gesagten: Bei Kaffee und Keksen tauschten sich die Teilnehmenden und die Forschenden in einer weiteren offenen Diskussionsrunde über die Vorträge aus. Da die ganze theoretische Vorarbeit auch angewandt werden sollte, beschloss RRC-Sprecher Holger Wormer den Workshop-Tag schließlich mit einer Praxis-Übung zu einem Beispiel der universitären Kommunikation über das Corona-Virus und fachfremde „Studienergebnisse“.
Das Fallbeispiel warf die Frage auf: Wie geht eine Universität mit wissenschaftlich unhaltbaren Aussagen eigener Professor:innen um? Dazu entwickelten die Teilnehmenden in kleinen Gruppen Strategien, die sie sich anschließend gegenseitig vorstellten. Auch hier zeigte sich, dass ihre Position Vermittlungskompetenzen zwischen verschiedenen Akteuren erfordert. Sie sind zwar nicht die Pressestelle, müssen aber sowohl mit dieser als auch der Verwaltung, der Rechtsabteilung, der betroffenen Professor:in und gegebenenfalls den Studierenden kommunizieren. „Gibt es noch Fragen?“, wollte Holger Wormer in der Abschlussrunde wissen. So einige, wie sich beim anschließenden Abendessen herausstellen sollte. Sowohl die Forschungsmanager:innen als auch die Forschenden aus Speyer und NRW nahmen jedenfalls diverse spannende Impulse mit nach Hause.