Projekt I
Exploring Images and Imaginations of Science in Heterogeneous Publics
Wissenschaftskommunikationsforschung muss mehr dazu herausfinden, was genau verschiedene Teilöffentlichkeiten über das Wissenschaftssystem und die Erkenntnisprozesse verschiedener Wissenschaften wissen. Nur so sind fundierte Analysen und die erfolgreiche Weiterentwicklung bestehender Methoden und Formate sowie eine zielgruppen- und mediengerechte Kommunikationspraxis möglich. Das ist die Kernthese von Teilprojekt I unter der Leitung von David Kaldewey und Holger Wormer.
Um das bisher nur punktuell erforschte Wissenschaftsverständnis verschiedener, heterogener Zielgruppen zu analysieren und zu vergleichen, setzt Teilprojekt I neben klassischen quantitativen und qualitativen Methoden auf ein innovatives Forschungs- und Lehrformat in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftspressekonferenz (WPK): In Research3-Workshops tauschen sich verschiedene Stakeholder-Gruppen, zum Beispiel aus dem Journalismus und dem Forschungsmanagement oder Studierende verschiedener Disziplinen, mit Forschenden in der Wissenschaftsforschung über ihre Vorstellungen des Wissenschaftssystems und dessen Strukturen aus. Die Teilnehmenden übernehmen dabei eine Dreifachrolle: Als Befragte liefern sie Daten für Analysen und Modelle des RRC. Als Diskutierende entwickeln sie gemeinsam mit dem RRC-Team Ideen, um Qualität und Effizienz von Kommunikationsformaten zu verbessern und neue Formate zu entwickeln. Als Multiplikatoren tragen sie den wissenschaftlichen Input aus den Workshops mit ihrer eigenen Arbeit in eine breitere Öffentlichkeit.
Projekt II
Developing Quality Standards in the Communication of the Social Sciences and Humanities
Teilprojekt II unter der Leitung von Laura Morris in Kooperation mit dem Science Media Center (Volker Stollorz) folgt der These, dass künftige Wissenschaftskommunikation einen neuen Zugang zu den Sozial- und Geisteswissenschaften finden muss – schon allein aufgrund ihres Kontextualisierungspotentials für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Damit ist die Herausforderung verbunden, Richtlinien und Heuristiken zur Bewertung von Forschungsergebnissen aus diesen Fachkulturen zu entwickeln. Denn während die Wissenschaftskommunikation in den MINT-Fächern und den Life Sciences auf eingeführte und häufig stark standardisierte Qualitätskriterien zurückgreifen kann, steckt die Forschung zu vergleichbaren Ansätzen in den Sozial- und Geisteswissenschaften noch in den Anfängen.
Vor diesem Hintergrund verfolgt Teilprojekt II einen zweiteiligen praxisorientierten Ansatz. In Zusammenarbeit mit einem am Science Media Center (SMC) eingesetzten Researcher in Residence sondiert Teilprojekt II zunächst die bestehenden expliziten und impliziten Bewertungskriterien für Qualität und Reputation in den Sozial- und Geisteswissenschaften und untersucht, wie Wissenschaftsjournalist:innen Forschungsergebnisse dieser Disziplinen bisher thematisieren, erschließen und kontextualisieren. Die zweite Komponente bildet der Quality Circle – ein wissenschaftliches Fachgremium, das die journalistischen Partner kontinuierlich über aktuelle Forschungsentwicklungen, die Bedeutung disziplinärer Konventionen und implizite Bewertungskriterien informieren wird. Im Austausch zwischen Theorie und Praxis können Qualitätsstandards entwickelt werden, mit denen sich der Transfer von Wissen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften und deren Nutzung zur Einordnung von Wissenschaft in gesellschaftlichen Kontexten verbessern lässt.
Projekt III
Redesigning Reflexivity in Science Communication
Der dritte Arbeitsschwerpunkt unter der Leitung von Julika Griem und Oliver Ruf widmet sich der Erforschung populärer und Entwicklung neuer Kommunikationsformate. Die übergeordnete Forschungsfrage gilt den Wechselwirkungen zwischen affektiven und reflexiven Elementen, die gerade nicht als einander ausschließende kommunikative Optionen begriffen werden. Auf der Grundlage bisher vernachlässigter Ansätze aus den Literatur- und Kulturwissenschaften sowie der Medienästhetik und Designforschung hinterfragt Teilprojekt III kommunikative Routinen der Vereinfachung und Popularisierung z.B. im Storytelling und widmet sich bisher weniger erforschten Modi und Kulturtechniken wie z.B. der Komik und der Satire.
Um Theorie und Anwendung systematisch zu vermitteln, institutionalisiert Teilprojekt III ein Labor für medienästhetische und gestaltungswissenschaftliche Forschung: das Mobile Science Communication Aesthetics Lab. Mit diesem ist Teilprojekt III in der ästhetischen Praxis der Wissenschaftskommunikation angesiedelt – z.B. auch mit Blick auf Umsetzungen eines neuen Curriculums für die Studiengangseingangsphase in der allgemeinen Hochschullehre. Als physischer und gleichzeitig mobiler Ort nutzt das Labor eine flexibel einsetzbare medientechnische Ausstattung, um neue Ansätze praktisch zu erproben und theoretische Modelle gestalterisch zu erschließen. Entwickelt werden können dadurch ebenfalls Lehr- und Lernmaterialien der Wissenschaftskommunikation. Auch Erkenntnisse aus den anderen Teilprojekten könnten in Kommunikationsformate übersetzt, praxisnah überprüft und mit Hilfe des angegliederten Living Handbook zur Diskussion gestellt werden.