Evaluationen in der Wissenschaftskommunikation sind wichtig und zunehmend erwünscht, wie auf der gleichnamigen Tagung des MSCL vom 6.-7.3.2024 in München deutlich wurde. Oft aber fehlen ausreichende Ressourcen, um in Evaluationsstudien wirklich valide Ergebnisse zu erzielen, machte RRC-Sprecher Holger Wormer in seinem Tagungsvortrag für das RRC deutlich. Wer tatsächlich die Wirkung von Kommunikationsmaßnahmen beim Publikum messen wolle, müsse jenseits des bloßen Zählens von Klicks und Likes zum Beispiel auch Aspekte wie die Verstehens- und Behaltensleistung berücksichtigen, so Wormer. Fehlt die Finanzierung für umfangreiche Erhebungen, könnten inzwischen weit verbreitete Qualitätskriterien zur Wissenschaftskommunikation ein Ausweg sein. „Statt eines Evaluationskonzepts könnten Förderer bei Anträgen alternativ auch ein Qualitätskonzept verlangen, in dem erläutert wird, wie die Prozessqualität und Produktqualität der Kommunikation gesichert werden soll“, so Wormer, „vergleichbar etwa mit Standards zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis, ohne die etwa keine DFG-Förderung mehr möglich ist“. Die Verpflichtung auf Standards erhöhe zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass eine Maßnahme erfolgreich wird: „Das ist oft vielversprechender als Schein-Evaluationen im Nachhinein, die aus wissenschaftlicher Sicht keine Aussagekraft haben.“
Zunehmend Beachtung finden müsse zudem ein weiterer Aspekt, wenn Kommunikationsmaßnahmen bewertet werden sollen: die ethische Vertretbarkeit bei der Bespielung eines Kanals, insbesondere mit öffentlichen Mitteln. Es stelle sich schon die Frage, ob man als Forschender oder als öffentliche Hochschule etwa über Tiktok kommunizieren dürfe, wenn andererseits der Verfassungsschutz insbesondere Beamte vor der Nutzung der Plattform warne. Interessant seien in diesem Zusammenhang auch Initiativen wie die Petition „Für die Nutzung von wirklich sozialen Medien an deutschen Hochschulen“.
(Hinweis: Die zweitägige Tagung war (auch auf unserer RRC-Seite) zunächst für Dezember angekündigt, musste dann wegen eines GDL-Streiks aber auf März verlegt werden.)
(Bildrechte Foto: Wormer)