In einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft stellt die Thematisierung wissenschaftlicher Prozesse und Rahmenbedingungen eine Chance für den Wissenschaftsjournalismus dar, Rezipient:innen zu informierten Urteilen über wissenschaftliche Behauptungen und Expertise zu befähigen. Gleichzeitig könnte ein Wissenschaftsjournalismus, der auch die Rahmenbedingungen und Prozesse von Wissenschaft thematisiert, das Vertrauen in wissenschaftsjournalistische Akteure und in „die Wissenschaft“ als Ganzes zu stärken. Ein solcher Wissenschaftsjournalismus geht notwendigerweise über die reine Kommunikation von abgeschlossenen wissenschaftlichen Ergebnissen hinaus und thematisiert auch den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess, seine (disziplinspezifischen) Methoden sowie Institutionen und soziale Kontexte.
Das RRC hat vor diesem Hintergrund die Wissenschaftsverständnisse von Wissenschaftsjournalist:innen untersucht. Fast 30 Journalist:innen nahmen an den zugrundeliegenden Online-Befragungen und Fokusgruppendiskussionen im Rahmen der Research³-Workshops teil, die das RRC-Team im Nachgang mit inhaltsanalytischen Verfahren auswertete.
Wie Tobias Kreutzer und Holger Wormer stellvertretend für das Team des RRC-Teilprojektes I in Passau zeigen konnten, deuten die ersten Auswertungsergebnisse auf ein generell hohes Reflexionsniveau in Bezug auf wissenschaftliches „Meta-Wissen“ unter den Wissenschaftsjournalist:innen hin. Die Befragten zeigten einerseits ein großes generelles Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen und Prozesse, betonten jedoch andererseits den Wert von journalistischer Kritik zugunsten von Qualitätsverbesserungen. Die Journalist:innen schätzten außerdem Natur- und Lebenswissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften als unterschiedlich objektiv ein.