„Wissenschaftskommunikation für eine starke Demokratie und offene Gesellschaft“ – Bonn trifft Berlin

Welche Themen beschäftigen die Communities der Wissenschaftskommunikation und -forschung? Zum Austausch und Netzwerken lud Wissenschaft im Dialog nach Berlin ein. Mit dabei: die Bonner RRC-Mitglieder David Kaldewey und Frauke Domgörgen.

Ende 2024 versammelte Wissenschaft im Dialog unter dem Motto „Wissenschaftskommunikation für eine starke Demokratie und offene Gesellschaft“ zahlreiche Kommunikator:innen aus Wissenschaft und Praxis in der Urania in Berlin-Schöneberg. Das Thema schien viele zu bewegen – der große Humboldt-Saal war nahezu voll besetzt.

Johanna Sprondel, Gastgeberin und Direktorin der Urania, eröffnete die Veranstaltung mit einigen einleitenden Worten. Für sie bedeute Wissenschaftskommunikation, nicht zu erwarten, dass sich alle gesellschaftlichen Publika gleichermaßen für Wissenschaft interessierten. Vielmehr müsse man verschiedenen Teilgruppen dort begegnen, wo sie sich aufhielten, um Räume des Austauschs vor Ort zu schaffen. Das erfordere, sich aus bequemen Positionen zu lösen und aktiv auf Menschen zuzugehen: „Menschen möchten verstanden werden, dann bewegen sie sich auch.“ Differenzen im Denken und Blicken auf Wissenschaft ließen sich damit zwar nicht automatisch auflösen, doch kontroverse Positionen zusammenzuführen und Unterschiede auszuhalten, sei das, was eine starke Demokratie ausmache.

Im Anschluss hielt RRC-Sprecher David Kaldewey die eröffnende Keynote und stieß damit eine rege Diskussion an. Unter dem Titel „Wie funktioniert gute Wissenschaftskommunikation in einer Krise der Faktizität?“ plädierte er dafür, Wissenschaftskommunikationspraktiken differenzierter zu betrachten als bisher. Ziel müsse es sein, nicht in ein dichotomes Denken über Wissenschaft und Pseudowissenschaft zu verfallen oder sich einem nostalgischen Positivismus – also einer Idealisierung der Wissenschaft – hinzugeben, um diese damit vor ihren „Feinden“ in Schutz zu nehmen.

Keynote von David Kaledewey: „Wie funktioniert gute Wissenschaftskommunikation in einer Krise der Faktizität?“ (Foto: David Ausserhofer/ Wissenschaft im Dialog)

Fragen aus dem Publikum, insbesondere zum Umgang mit Fakten und Unsicherheiten in den Sozialen Medien, lieferten weitere Denkanstöße: Andiskutiert wurde u.a. die Verbindung der Krise der Faktizität mit medialen Logiken sowie die Herausforderung, die Komplexität von Wissenschaftskommunikation nicht als Hürde, sondern als attraktives Merkmal von Wissenschaft zu begreifen.

Im Verlauf der zweitägigen Veranstaltung standen anschließend ausgewählte Workshops im Zeichen intensiver Diskussionen. Themen wie die Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft, die Rolle der Wissenschaftskommunikation aus Gender- und Diversity-Perspektiven sowie internationale Blickwinkel wurden vertieft. Der Dialog zwischen Forschenden und Praktiker:innen bildete den zentralen Fokus: In verschiedenen Formaten – darunter ein World Café Speed Networking – ging es darum, persönliche Perspektiven zusammenzubringen und eine offene Gesprächskultur zu fördern, ganz im Sinne des diesjährigen Forums Wissenschaftskommunikation.


Bildcredits Titelfoto: David Ausserhofer/ Wissenschaft im Dialog