Campus der H-BRS, im Sommer 2024: Die Vorlesungszeit ist fast vorüber, erste Klausuren stehen an, die Projektwochen im Studiengang Visuelle Technikkommunikation laufen. Studierende sitzen in der Sonne vor dem Hauptgebäude, sind auf dem Weg zur Bibliothek oder zum Seminar und treffen sich in kleinen Lerngrüppchen. Ein guter Zeitpunkt, um über Wissenschaft ins Gespräch zu kommen, finden Studierende der Visuellen Technikkommunikation – und führen in einem Projektseminar Video-Umfragen auf dem Campus durch. Ihr Ziel: herausfinden, was ihre Kommiliton:innen mit Wissenschaft assoziieren.
Gefragt nach klassischen wissenschaftlichen Berufen, fallen Begriffe wie „Wissenschaftler“, „Biologe“, „Physiker“, „Forscher“, „Politiker“ und „Professor“. Zwei Studentinnen ergänzen „Chemikerin“ und „Chemielaborantin“. Doch es geht um mehr als nur um Begriffe. Die Umfragen sind Teil eines Projekts zum RRC-Core-Curriculum (CC), das sich mit Wissenschaft und dem Wissenschaftssystem befasst und sich an Studierende aller Fächer richtet.
Das CC bietet Materialien, Lektüreempfehlungen und Arbeitsaufträge zu zentralen Aspekten des Wissenschaftssystems. Zehn Themen – von der Finanzierung über Publikationsweisen bis hin zu Karrieremöglichkeiten – regen zur Auseinandersetzung mit Wissenschaft an. Die Aufgabe der Studierenden an der H-BRS: das CC in Videos präsentieren und so für die jeweilige Zielgruppe lebendig und zugänglich machen. In Kleingruppen versetzten sie sich dafür in die Rolle von Wissenschaftskommunikator:innen und entwickelten Konzepte, um das Lehrangebot unter Kommiliton:innen und Lehrenden bekannt zu machen.
Was denken und wissen Studierende über Wissenschaft?
Die erste Gruppe wählte das Vox-Pop-Format, um spontane und authentische Meinungen von Studierenden einzufangen. Im Fokus stand zunächst das CC-Thema „So und nicht anders? – Bilder und Figuren“, das sich mit Vorstellungen und Stereotypen über Wissenschaftler:innen auseinandersetzt. Von sozial unbeholfenen Nerds bis hin zu genialen Einzelgängern – solche Charaktere prägen die Wahrnehmung in Filmen und Romanen. Auch die befragten Studierenden haben ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie das entstandene Video zeigt.
Das CC fragt zudem danach, welche Kultur- und Wissenstechniken in der Wissenschaft gebraucht werden. Basisoperationen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, aber auch fachspezifisches Handwerk sowie fachkulturelle Unterschiede werden dafür unter die Lupe genommen. Was müssen Wissenschaftler:innen eigentlich können? Ein Student bringt es nüchtern auf den Punkt: „Viel.“ Recherchieren, lektorieren, kommunizieren – die befragten Studierenden fächern unterschiedliche Kompetenzen und Eigenschaften im Video auf.
Ein weiteres zentrales Thema des CC sind Karrieremöglichkeiten in der Wissenschaft. Ob als Doktorandin, Lehrbeauftragter oder Dekanin – jede Rolle im Wissenschaftssystem bringt ihre eigenen Aufgaben, Herausforderungen und Perspektiven mit. Unter welchen Bedingungen arbeiten Wissenschaftler:innen? Wie sehen die Verträge aus, welche Aufgaben sind typisch, und wie verlaufen Karrierewege? Dies sind einige der Fragen, die das CC aufwerfen und diskutieren möchte. Studierende reflektieren im Video über die verschiedenen Schritte auf der wissenschaftlichen Karriereleiter und teilen ihre Perspektiven.
Die Wahl der Interviewfragen stellte die Gruppe vor einige Herausforderungen. Sind die Fragen zu schwer oder zu leicht? Wissen Studierende, was Plagiate und Lehrstühle sind – oder etwa doch nicht? Anknüpfend an das Thema Publikationswesen und Qualitätskontrolle des CC fragte die Gruppe Studierende nach Peer-Reviews – und war überrascht über die Antworten, die im Video zum Vorschein kommen.
Neben den Vox-Pop-Interviews setzten die anderen Projektgruppen weitere Videokonzepte um. Eine Gruppe drehte ein dreiminütiges Expertinnen-Video mit RRC-Mitgliedern, die an der Konzeption des CC beteiligt waren, und so aus erster Hand die Motivation für das CC, seine Inhalte und Anwendung in der Lehre im Video erläutern.
Eindrücke aus dem Video von Paul Krause, Lennart Stöckmann und Marit Wilking
Das dritte Videoprojekt nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine Tour über den Hochschul-Campus und macht dabei Halt im Hörsaal, am Arbeitsplatz und im Grünen. Dabei liegt der Fokus des Teams auf den Themen Autorschaft, Finanzierung und Orte des wissenschaftlichen Austauschs.
Eindrücke aus dem Video von Felix Reinhardt, Casimir Ruttka und Nils Stellmach
Im Rahmen des Projektseminars setzten sich die Studierenden der H-BRS nicht nur mit dem Format „Video“ auseinander. Zwei andere Gruppen arbeiteten an einem Podcast und an einem Spiel über das Wissenschaftssystem. Die Projektgruppen wurden von RRC-Sprecher Oliver Ruf und den RRC-Mitgliedern Andreas Sieß, Aleksandra Vujadinovic und Sarah Tober betreut.
Hinweis: „Modul 1: Gegenwart“ des Core Curriculums kann hier heruntergeladen und in Lehrveranstaltungen ausprobiert werden. Das RRC freut sich über Feedback an sarah.tober@kwi-nrw.de.