Konferenzrückblick: Wissenschaftskommunikationsexpertinnen und -experten aus aller Welt zu Gast im schottischen Aberdeen

Alle zwei Jahre ruft das Network for the Public Communication of Science and Technology (PCST Network) zum internationalen Branchentreff. Auch das RRC war diesmal mit gleich drei Beiträgen vor Ort vertreten.

Als die Planungen für die Ausrichtung einer PCST-Konferenz im traditionsträchtigen schottischen Aberdeen zum ersten Mal auf den Tisch kamen, verfügte die Stadt noch nicht einmal über eine ausreichend große Veranstaltungsstätte, um die Hunderte von erwarteten Teilnehmenden in Empfang zu nehmen. Fast zehn Jahre und eine Pandemie später stehen Wissenschaftskommunikationsexpertinnen und -experten aus aller Welt Schlange vor den Glastüren eines neuen, hochmodernen Konferenzzentrums am Rande der Stadt. Das Ausmaß der Veranstaltung steht sinnbildlich für den neuen Stellenwert, den das Thema auf der internationalen politischen und wissenschaftlichen Agenda hat.

Vom 26. bis zum 29. Mai bot die Konferenz ein dichtes und abwechslungsreiches Programm, das von Keynotes bis hin zu Live-Performances die ganze Bandbreite des Feldes zwischen Theorie und Praxis abdeckte. Zwischen groß angelegten quantitativen Studien bis hin zu ethnographischen Kooperationsprojekten mit indigenen Gemeinschaften wurden die verschiedenen disziplinären Strömungen des Fachs deutlich. Gleichzeitig ließ das Veranstaltungsmotto „Science Communication for positive change – exploring transitions, traditions and tensions“ ein gesteigertes soziales Verantwortungsbewusstsein im Feld erkennen.

Das spiegelte sich auch in den Beiträgen des RRC wieder: Während Sprecher Holger Wormer den aktuellen Fortschritt des Living Handbooks for Science Communication and Science Studies präsentierte, gab Tobias Tönsfeuerborn Einblicke in seine Forschung zur öffentlichen Sichtbarkeit und medialen Behandlung von Soziologie während der Covid-Pandemie. Tobias Kreutzer widmete sich in einem konzeptionellen Beitrag den systemkritischen Implikationen einer Wissenschaftskommunikation, die sich normativ einem positiven Wandel für alle verschreibt.

Bei teilweise bis zu acht parallelen Veranstaltungssträngen, die sich nur mit einer extra angelegten Veranstaltungs-App organisatorisch bewältigen ließen, durfte natürlich auch das soziale Miteinander nicht zu kurz kommen. Zwischen kulinarischer (Burger-Dinner) und folkloristischer (gemeinsamer schottischer Cèilidh-Tanz) Tradition boten die Räumlichkeiten der Universität Aberdeen zum Abschluss des zweiten Hauptkonferenztages den passenden Rahmen dafür.

Die Konferenz endete mit einem eindringlichen Appell des letzten Keynote-Speakers Rajesh Tandon an die wissenschaftliche Gemeinschaft, traditionelle und nicht-westliche Wissensformen zu respektieren und in Kooperation mit lokalen Gemeinschaften zu einem besseren Wissen zu gelangen. Nur so, und indem sie koloniale Kontinuitäten und Paradigmen hinterfrage, könne auch Wissenschaftskommunikation zu einer besseren Welt für alle beitragen. Mit Blick auf die kommenden PCST-Veranstaltungen unter anderem in Dubai und Shanghai, zeichnet sich bereits ab, dass gewisse Aushandlungsprozesse zwischen westlichen universalistischen Werte-Ansprüchen und eben jener epistemischer und kultureller Bescheidenheit („humility“) das Netzwerk und Forschungsfeld in den kommenden Jahren als zentrales Thema begleiten werden.