Neue Zielgruppen, stärkere Vernetzung: Rückblick auf die zweite Statuskonferenz der Förderprojekte im BMFTR

Bei der Statuskonferenz der Förderprojekte im Forschungsministerium ging es um die Zukunft: Welche Ziele soll die Wissenschaftskommunikationsforschung verfolgen? Mit wem soll sie sich vernetzen? Und haben sich ihre Adressaten verändert?

Von Aleksandra Vujadinovic

Ein straffes Programm an zwei Tagen: Anfang September kamen die Teams von fünfzehn Förderprojekten im BMFTR zusammen, um ihre Thesen, Zwischenergebnisse und Ziele der Wissenschaftskommunikationsforschung vorzustellen. Eingeladen waren die vier Zentren der Förderlinien „Wissenschaftskommunikation hoch drei“ der Volkswagenstiftung, zu denen auch das RRC gehört, sowie elf weitere, vom BMFTR geförderte Projekte.

Julika Griem stellte die bisherigen Erkenntnisse und weiteren Forschungsvorhaben des RRC vor, das sich in Zukunft vor allem mit der Schnittstelle dreier Krisen beschäftigen wird: der Krise der Faktizität, der Universität und des Mediensystems.

Auch zwischen den Präsentationen ging es um zentrale Fragen zur Zukunft des Forschungsbereichs, etwa im World Café: Was kann Vernetzung leisten? Ist eine Verdichtung des Forschungsfeldes erstrebenswert? Was fehlt der Forschung und wie relevant ist sie für die Wissenschaft und die Praxis?

Als wesentliche Punkte für weitere Vernetzungsmaßnahmen und Forschungsvorhaben schälten sich heraus:

  • Wissenschaftskommunikation wird als Gegenstand zunehmend „kleingearbeitet“. Die vielen Projekte bearbeiten äußerst spezialisiert sehr konkrete Fragen und Gegenstände. Was aus einer Forschungsperspektive eine positive Entwicklung darstellt, kann im Gegenzug die Integration von Ergebnissen erschweren. Dies gilt nicht nur in organisatorischer, sondern auch in methodischer Hinsicht: Wie können Erkenntnisse fruchtbar zusammengebracht werden, die auf Basis unterschiedlicher Grundannahmen entstanden sind?
  • Um Erkenntnisse effektiver verbreiten zu können (z. B. Leitlinien, Handbücher, Workshopergebnisse, digitale Tools etc.), werden Kooperationen mit Projekten wie der Transfer Unit vorgeschlagen.
  • Wer kommuniziert eigentlich wie und wo? Während in den vergangenen Jahren der Journalismus, die Hochschul-PR und die diffuse Zielgruppe der „Öffentlichkeit“ im Fokus der Forschung standen, werden zunehmend spezifischere Gruppen von Kommunikatorinnen und Multiplikatoren wie Bürgerinnen, Influencer und Social-Media-Nutzerinnen in den Blick genommen. Auch Studierende könnten als Zielgruppe und Kommunikatoren noch mehr Beachtung finden.

  • Angesichts der schwierigen ökonomischen Situation stellt sich die Frage, ob jeder Sonderforschungsbereich eigene Mittel für Wissenschaftskommunikation benötigt. Dieser Punkt wurde kontrovers diskutiert. Manche Teilnehmenden sehen in der Bündelung von Projekten eine Schwächung demokratischer Prozesse. An diesem Punkt wird deutlich, dass die Wissenschaftskommunikationsforschung auf gesellschaftliche und politische Veränderungen reagiert – und umgekehrt.

Doch manches blieb auch ungesagt, trotz zweier Konferenztage: Zum einen kam das Tabu-Thema „Geld“ zu kurz, vor allem angesichts der bereits vereinbarten und bevorstehenden Kürzungen der Hochschulbudgets. Zum anderen wurde die ausstehende Reform der Karrierewege für Early Career Researchers von den neuen Zuständigen im BMFTR nicht angesprochen. Dabei stellen deren befristete Arbeitsverhältnisse gerade in der Wissenschaftskommunikation eher die Regel als die Ausnahme dar.